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und es geschah manchmal, daß sie über einem Gespräch, das nur von ihren Empfindungen handelte, das Empfinden verabsäumten. Auch weil die Überfülle des Gesprächs, wenn sie nirgends einen Ausweg fand, eigentlich schmerzte, vergalten sie es ihr gelegentlich mit ein wenig Undankbarkeit. Als sie aber beide so gesprochen hatten, sah Agathe ihren Bruder wieder rasch von der Seite an und versicherte: „Das bleibt hinter der Wahrheit ängstlich weiter zurück !" als nötig!"

In dem Augenblick, als sie das sagte, beeilte sich zu widerrufen. „Bloß wie bei Schulfratzen, die die ganze Welt umarmen möchten, und nicht wissen warum, ist es immerhin auch nicht!"

Und in dem Augenblick, da sie es sagte, kaum hatte sie das ausgerufen, so fühlten beide wieder, daß sie nicht bloß einer Einbildung, sondern einem nicht abzusehenden Geschehen ausgesetzt waren. In der überflutenden Stimmung schwebte Wahrheit, unter dem Schein war Wirklichkeit, Weltveränderung blickte schattenhaft aus der Welt! Es war allerdings eine merkwürdig kernlose, nur halbgreifliche Wirklichkeit, deren sie sich gewärtig fühlten, und eine so ebenso vertraute, so wie vertraut=unvollendbare Halbwahrheit, was um Glaubwürdigkeit buhlte: keine Allerweltswirklichkeit und Wahrheit für alle Welt, sondern eben bloß eine geheime für Liebende. Aber offenbar war en sie mehr als auch nicht bloß Willkür oder Täuschung; und ihre geheimste Einflüsterung sprach: Du sollst hast dich mir bloß ohne Mißtrauen zu überlassen, dann so wirst du die ganze Wahrheit erfahren! Schwer war es bloß aber , das in deutlichen Worten zu hören; denn die Sprache der Liebe ist eine Geheimsprache, und in ihrer höchsten Vollendung so schweigsam wie eine Umarmung.

Agathe zog lächelnd die Augenbrauen zusammen und blickte in die Menge; Ulrich tat es ihr nach, und gemeinsam sahen sie in den Menschenstrom, der sie begleitete und ihnen entgegenkam. Fühlten sie die Selbstvergessenheit und Macht, das Glück, die Güte, die tiefe und hohe Befangenheit, die im Innern einer Menschenbruderschaft, und sei es auch nur die zufällige einer belebten Straße, vorherrschen, so daß man nicht glauben kann, daß es auch Schlechtes und Trennendes darin gibt? Ihr eigenes Sein, das scharf begrenzte und schwer hineingestellte, und ebenso das eines jeden anderen hob sich wunderlich davon ab, der dunkel durch diesen Wolkenbruch und Dammbruch der Zärtlichkeit schritt, dessen Glanz auf seinen Augen lag. In diesem Augenblick, der alle Fragen nach dem „Reich der Liebe" und nach dem Sinn und den