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. .. Nächsten ..)
6.
liebe
und einwärts schauende Nachsicht gleichsam wie Honig ausschwitzend. Auch nicht der Abwandlung, daß die Menschen ihren guten Willen zeigten, der sie zwar niemals hindert, Schlechtes zu tun, aber an solchen Tagen wunderbarerweise aus dem bösen Willen, der sie zumeist beherrscht, unverseh
ens
rt
hervorkommt wie Jonas aus dem Fischbauch. Und gewiß
hätten
glaubten
sie beide auch nicht der allerkürzesten und
schön
berauschend
sten, von Agathe noch einmal schüchtern gestreiften, Erklärung, daß es d
er
as
unsterbliche
Teil
Erbteil sei, was zuweilen durch das Sterbliche schimmere. Übrigens war es allen diesen feierlichen Eingebungen gemeinsam, daß sie das Heil des Menschen in einem Zustand suchten, der zwischen den unwesenhaften gewöhnlichen Zuständen nicht zur Geltung kommt; und wie seine Ahnung ein deutlich nach oben gerichteter Vorgang ist, so gibt es auch eine zweite zu erwähnende, nicht weniger reichhaltige Gruppe von Selbsttäuschungen, bei denen sich dieser Vorgang ebenso deutlich nach unten richtet: Es sind alle die bekannten, manch liebes Mal sogar in die Geschichte eingegangenen Bekenntnisse und Verkündigungen, wonach der Mensch die Unschuld eines Naturdaseins, seine natürliche Unschuld, durch geistigen Hochmut und anderes Unglück der Zivilisation verloren haben soll.
Es ließen sich also zwei „wahre Menschen" finden, die
sich
dem Gemüt bei der
gleichen
selben
Gelegenheit
aufs pünktlichste
verstellen
angetragen werden
; doch befanden sie sich - insofern als der eine himmlischer Übermensch, der andere unangefochtene Kreatur sein sollte - zu den entgegengesetzten Seiten des wirklichen Menschen, und Ulrich sagte trocken: „Gemeinsam ist ihnen bloß, daß sich der wirkliche Mensch
auch in gehobenen Augenblicken
nicht als der wahre erscheint, es wäre denn
in besonderen Augenblicken, und dann
plus oder minus etwas, durch das er sich bezaubernd unwirklich vorkommt!"
Aber damit
Nun
waren die Geschwister
damit
also
von einem Grenzfall der Auslegung zum ander
e
n gelangt, und es blieb
als letzte
nur noch eine
letzte
Möglichkeit über,
sich
diese
so
so
sanfte,
so
ohne
u
U
nterschied
slos
alles verbindende Liebe zu erklären, die wie ein tauiger Morgen war. Agathe sprach
denn auch
diese Möglichkeit
seufzend
aus,
mit anmutigem Ärger
seufzend aus
seufzend
. „So scheint denn die Sonne, und man gerät in einen unbewußten Drang wie ein Schulmädel
oder
und
ein Schulbub!"
Sie möchten die Welt umschlingen, und wissen nicht warum!"
Ulrich ergänzte es
auf seine Weise
: „Im Sonnenschein dehnen sich die sozialen
Instinkte
Bedürfnisse
aus wie das Quecksilber in der Röhre, und auf Kosten der egoistischen, die ihnen sonst die Wage halten!" Bruder und Schwester waren nun des Fühlens müde;