Robert Musil

Als Robert Musil am 15. April 1942 vereinsamt im Exil in Genf verstarb, war er als Autor vergessen, und das Buch, dem er sich von 1924 bis zu seinem Tod fast ausschließlich widmete, war unvollendet geblieben. Dabei reichen erste Ideen und Entwürfe zu Teilen des Romans, der 1927 den Titel „Der Mann ohne Eigenschaften“ erhielt, bis weit vor Anbruch des Ersten Weltkriegs zurück. 1930 erschien bei Rowohlt in Berlin das Erste Buch, 1932 der erste Teil des Zweiten Buchs. Die Machtübernahme der Nazis, Geldsorgen und Krankheiten trugen dazu bei, dass Musil mit der Fortsetzung des Romans in Schwierigkeiten geriet. Die geistige Hinterlassenschaft seiner späten Jahre besteht in tausenden Seiten Manuskripten, die ein schier unerschöpfliches philosophisches und literarisches Laboratorium bilden.

 

robertmusil_portrait_8Robert Musil wurde am 6. November 1880 in Klagenfurt geboren. Nach der abgebrochenen Ausbildung zum Berufsoffizier studierte er in Brünn Ingenieurwesen und in Berlin Philosophie und Psychologie. Er arbeitete als Bibliothekar, Redakteur, Zeitungskritiker und ministerieller Beamter, die Berufstätigkeit war der Berufung zum Schriftsteller aber immer untergeordnet. Ihr gehorchte er nach dem Erfolg seines Erstlingswerks „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ (1906), der sich allerdings mit den nächsten größeren Werken – dem Novellenband „Vereinigungen“ (1911) und dem Drama „Die Schwärmer“ (1921) – nicht wiederholte. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, den er als Offizier an der Südfront und Redakteur von Soldaten-Postillen überstand, begann er mit der Arbeit an seinem Hauptwerk „Der Mann ohne Eigenschaften.“

 

Musils Wiederentdeckung ist posthumen Ausgaben zu verdanken: 1952 erschien der Roman mit einem umfangreichen Nachlassteil. Die internationale Rezeption in Literatur, Kunst, Theater, Film und Wissenschaft, die daraufhin einsetzte, hat bewirkt, dass Musil im Kanon der deutschsprachigen Literatur heute fest verankert ist. Sein Werk, in mehr als fünfzig Sprachen übersetzt, gilt als der wichtigste Beitrag Österreichs zur Weltliteratur des 20. Jahrhunderts.