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V 6 34 Kap 52

( 52 . Atemzüge ..) 4.

des Lebens, der Flucht seiner Leidenschaften und Zustände, von dem wunderlichen Strom des Gefühls - worin sich sonst die Jugend, wenig davon wissend, naturhaft=großartig erkennt vorkommt - rätselhaft wieder der steinklare Himmel der reglosen Verträumtheit abhob, aus der sie soeben erwacht war?

Also waren ihre Agathens ihre Gedanken wohl zwar noch immer im Bannkreis des Blüten= und Totenzugs; aber sie bewegten sich nicht mehr mit ihm und auf seine stumm=feierliche Art, sondern Agathe sie Agathe „dachte hin und her", wie man es im Gegensatz zu dem Geisteszustand nennen könnte, worin das Leben „tausend Jahre" ohne einen Flügelschlag währt. Dieser Unterschied zweier Geisteszustände war ihr Agathe Agathe sehr deutlich; und ein wenig verblüfft erkannte sie, wie oft gerade er, oder etwas ihm nahe Verwandtes, in ihren Gesprächen mit Ulrich schon berührt worden war. Unwillkürlich wandte sie sich an diesen, und ohne das umgebende Schauspiel aus den Augen zu lassen, fragte sie, tief Atem holend: „Erscheint nicht auch dir in einem solchen Augenblick alles, was anders ist , und mit ihm verglichen, alles andere hinfällig?"

Diese wenigen Worte zerteilten das wolkige Gewicht des Schweigens und der Erinnerung. Denn auch Ulrich hatte dem ohne Ziel seines Wegs ziehenden Blütenschaum zugesehn; und weil seine Gedanken und Erinnerungen auf den gleichen Ton gestimmt waren wie die seiner Schwester, bedurfte es keiner anderen Einleitung, um ihn das sagen zu lassen, was auch deren verschwiegenen Gedanken Antwort gab. Er streckte langsam die Glieder und erwiderte: „Ich habe dir schon lange - schon in dem Zustand, wo wir von dem, was Stilleben heißt, sprachen - , und eigentlich alle Tage - etwas sagen wollen, selbst wenn es nicht in die Mitte der Scheibe treffen sollte: Es gibt, den Gegensatz stark aufgetragen, zwei Arten leidenschaftlich zu leben, und zwei Sorten des leidenschaftlichen Menschen. Entweder man heult vor Wut oder Unglück oder Begeisterung jedesmal los wie ein Kind und entledigt sich seines Gefühls in einem kurzen, nichtigen Wirbel. In diesem Fall, und er ist der gewöhnliche, ist das Gefühl am Ende der alltägliche Vermittler des alltäglichen Lebens; und je heftiger und leichter erregbar es ist, umso mehr erinnert dieses an die Unruhe in einem Raubtierkäfig zur Fütterungsstunde, wenn das Fleisch an den Gittern vorbeigetragen wird, und bald nachher an die satte Ermüdung. Ist es nicht so? Die andere Art leidenschaftlich zu sein und zu handeln ist aber die: