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( 47 . Wandel.) 2.

Wirklichkeit und Wachheit gesetzt werden; und es wurde ihnen die eigentümlich zweiseitige Beschaffenheit des Lebens sehr sichtbar, die jede große Bestrebung durch eine niedrige dämpft. Sie bindet an jeden Fortschritt einen Rückschritt und an jede Kraft eine Schwäche; sie gibt keinem ein Recht, das sie nicht einem anderen nähme, ordnet keine Verwickelung, ohne neue Unordnung zu stiften und sie scheint sogar das Erhabene nur darum hervorzurufen, daß sie mit den Ehren, die ihm gebühren, bei der nächsten Gelegenheit das Platte überhäufen könne überhäufe .. daß ...überhäufe. ? . So verknüpft ein schier unlöslicher und vielleicht tief notwendiger Zusammenhang alle hochgemuten menschlichen Bemühungen mit dem Zustandekommen ihres Gegenteils und läßt das Leben - über alle anderen Gegensätze und Parteiungen hinweg - für geistvolle, oder derart selbst nur halbvolle, Menschen ziemlich schwer erträglich sein, treibt sie aber auch an, eine Erklärung dafür zu suchen.

Dieses Aneinanderhaften der Ehr= und der Kehrseite des Lebens ist denn auch sehr verschieden beurteilt worden. Fromme Menschenverächter haben darin einen Ausfluß der irdischen Hinfälligkeit gesehen; Donnerkerle das saftigste Lendenstück des Lebens; Durchschnittlinge fühlen sich in diesem Widerspruch so wohl wie zwischen ihrer rechten und linken Hand; und wer billig und vorsichtig denkt, der sagt einfach , die Welt sei nicht geschaffen, um menschlichen Begriffen zu entsprechen. Man hat es also als Unvollkommenheit der Welt oder der menschlichen Vorstellungen angesehn, hat es ebensowohl kindlich=traulich wie schwermütig oder trotzig=gleichgültig hingenommen, und alles in allem kann es mehr als Temperamentssache denn als nüchtern ehrbare Aufgabe der Vernunft gelten, darüber zu entscheiden. A Nun a ber, so gewiß die Welt nicht geschaffen ist, um menschlichen Forderungen zu entsprechen, so sicher gewiß sind d. menschlichen Begriffe geschaffen, um der Welt zu entsprechen, denn das ist ihre Aufgabe; und warum sie es gerade im Bereich des Guten Rechten und Schönen nie zuwegebringen, bleibt damit schließlich doch noch eine seltsam offene Frage. Die planlosen Wege schienen sie es wie ein Bilderbuch darzubieten und ließen daraus Gespräche entstehn, die von des Blätterns lose wechselnder Erregung begleitet waren.

Keines von diesen Gesprächen handelte seinen Gegenstand handgreiflich und vollständig ab, jedes wandte sich unter der Zeit nach den verschiedensten Zusammenhängen; dabei wurde der gedankliche Zusammenhang im ganzen immer breiter, die Gliederung nach lebendigen Anlässen, die aufeinander folgten, versagte einmal ums andere vor der übertretenden Flut angeregter Betrachtungen; und verlierend wie gewinnend, ging sollte ging das lange weiter gehen , ehe das Ergebnis unverkennbar zu sehen war. Beginnend, war Ulrich der Meinung, So bekannte sich U. Ulrich auch - zufällig oder nicht, überzeugt oder aufs Geratewohl , - als erstes zu der Möglichkeit, daß sowohl die Schranke n , die dem Gefühl gesetzt ist sei sind ist , als daß auch das Vor und Zurück, oder zumindest Hin und Her, des Geschehens Lebens , in einem gesagt, daß die seine geistige Unzuverlässigkeit des Lebens , vielleicht eine nicht unnützliche Aufgabe zu